Die Urabstimmung des Marburger Bundes der angestellten ÄrztInnen in Unikliniken ist eindeutig ausgefallen,
98,4 Prozent stimmten für einen unbefristeten Streik. Ab Donnerstag wird in acht Unikliniken gestreikt. Ausschlaggebend war wieder einmal der offenbar für Tarifverhandlungen unfähige Herr
Möllring, der den ÄrztInnen ein unverhandelbares "friß oder stirb"-Angebot gemacht hatte. Obwohl der Marburger Bund bereit war die 42-Stundenwoche zu akzeptieren und darüber hinaus noch individuell flexible Arbeitszeiten von 48 Stunden und mehr in der Woche zulassen wollte, waren die Arbeitgeber unter Leitung von Möllring nicht bereit, dieses Entgegenkommen auch finanziell auszugleichen. Der Streik richte sich ausschließlich gegen die Arbeitgeber und nicht die PatientInnen, so der Marburger Bund. Um seine Gesundheit muß keine PatientIn fürchten, notwendige medizinische Leistungen werden erbracht, nur Aufschiebbares wird bestreikt.
30% mehr Geld und akzeptable Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen für die ÄrztInnen, das sind die Forderungen des Marburger Bundes. Wer die 30 Prozent sieht, ist im ersten Moment erstaunt über die Höhe, doch wer nachfragt, der erfährt, daß durch die einseitige Kündigung der Tarifverträge der Arbeitgeber diese die bestehenden Löhne um ca. 20 Prozent gekürzt haben (durch Kürzung des Weihnachts- und Streichung des Urlaubsgeldes, sowie die Erhöhung der Wochenarbeitszeit ohne Lohnausgleich). Wer dazu noch die 50 Millionen unbezahlter und auch nicht durch Freizeit ausgeglichener Überstunden und sonstigen Arbeitsleistungen rechnet, kommt noch einmal auf über 10 Prozent. Somit wollen die ÄrztInnen nichts anderes, als daß sie das bezahlt bekommen, was sie leisten.
Mindestens ebenso wichtig ist dabei die Verbesserung der Arbeitsbedinungen, z.B. das Abschaffen der Marathondienste über zwei bis drei Tage, die nicht nur die Gesundheit der ÄrztInnen ruinieren, sondern auch die PatientInnen gefährden. Angesichts der teilweise katastrophalen Arbeitsbedingungen, d.h. der Arbeitsüberlastung in vielen Kliniken, ist die Drohung einiger Krankenkassen oder der Arbeitgeber ein Hohn, daß ein erfolgreicher Strteik zum Personalabbau führen würde. Schon jetzt gibt es keinen Ärztemangel sondern eine regelrechte Ärzteflucht aus Deutschland, so daß 5.000 Stellen nicht besetzt werden können, was auch ein Grund für die extreme Arbeitsbelastung der ÄrztInnen ist.